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FC Bayern nach elf Jahren entthront – Bayer Leverkusen erstmals Deutscher Meister

Bayer 04 Leverkusen ist erstmals deutscher Fußball-Meister. Die Werkself besiegte am 29. Spieltag Werder Bremen und kann nicht mehr von Platz eins verdrängt werden. Damit ist die lange Regentschaft des FC Bayern beendet. Ein Verein feiert.

Am 6. April 2013 wurde der FC Bayern zum 23. Mal Deutscher Meister und saß seit diesem Datum auf dem deutschen Fußball-Thron. Nach 4026 Tagen und elf Titeln in Folge ist dies nun vorbei – Bayer Leverkusen ist erstmals Meister.

Die umjubelten Leverkusener Meisterhelden um Hattrick-Schütze Florian Wirtz bahnten sich ihren Weg durch weinende und lachende Fans. Zwischen Ekstase und Ergriffenheit kannten die Emotionen von Spielern und Anhängern nach einem Platzsturm keine Grenzen mehr. Selfies, Umarmungen, Küsse und die Gratulationen der Konkurrenz: Vizekusen ist vorbei. Der Werksclub machte den Triumph bereits am 29. Bundesliga-Spieltag durch einen 5:0 (1:0)-Heimsieg gegen den SV Werder Bremen perfekt.

Bis zum letzten Spieltag muss die Pappe herhalten: Die Schale wird Leverkusen erst nach Saisonende bekommen
Bis zum letzten Spieltag muss die Pappe herhalten: Die Schale wird Leverkusen erst nach Saisonende bekommen
Quelle: REUTERS

Die in dieser Saison überragende Mannschaft von Trainer-Shooting-Star Xabi Alonso sorgte auch für eine der frühesten Titelentscheidungen in Deutschland. Noch schneller schaffte es bislang nur der Rekordmeister aus München 2014 am 27. Spieltag und ein Jahr zuvor am 28. Spieltag. Bayer führt die Tabelle nun mit 79 Punkten uneinholbar an und stellte auch eine Punktebestmarke zu diesem Zeitpunkt auf.

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Weit vor dem Abpfiff feierten die Fans in Leverkusen bereits ihre Mannschaft, nach dem vierten Treffer rannten schon einige auf den Platz, die Partie musste ein paar Minuten unterbrochen werden, nach dem fünften und dem erneuten Platzsturm pfiff der Schiedsrichter ab. Torjäger Victor Boniface (25. Minute/Foulelfmeter), Granit Xhaka (60.) und Florian Wirtz (68./83./90.) mit einem Hattrick sorgten für die Tore der seit nunmehr 43 Spielen wettbewerbsübergreifend ungeschlagenen Leverkusener.

Platzsturm nach dem Abpfiff: Leverkusens Fans feierten mit den Spielern auf dem Platz
Platzsturm nach dem Abpfiff: Leverkusens Fans feierten mit den Spielern auf dem Platz
Quelle: AFP/INA FASSBENDER

Ab jetzt gilt: „Meisterkusen“

Schon Stunden vor dem Spiel herrschte rund um die später mit 30 210 Zuschauern ausverkaufte BayArena Volksfeststimmung. Mit Böllern, Silvesterraketen und lauten Gesängen wurde der Mannschaftsbus empfangen. Mützen und Schals, auf denen „Deutscher Meister 2024“ stand, wurden verkauft. Fans hielten Schilder hoch, auf denen „Meisterkusen“ stand.

Das Label „Vizekusen“, das dem Werksclub seit dem Beginn dieses Jahrtausends anhaftete, war durchgestrichen. „Das merkt man, dass die Euphorie heute noch mal einen Höhepunkt erreicht“, sagte Leverkusens Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes beim Streamingdienst DAZN vor dem Anpfiff.

Bayer wirkte trotz deutlich mehr Spielanteilen zu Beginn noch etwas nervös. Alonso hatte auch wohl angesichts des Viertelfinal-Rückspiels in der Europa League am Donnerstag bei West Ham United die Stars Wirtz, Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo zu Beginn noch geschont, sie kamen erst nach der Pause. Dafür stand Jonas Hofmann wieder in der Startelf. Und ein Foul am ehemaligen Gladbacher nach gut 20 Minuten sorgte für den Party-Startschuss.

Der Videoschiedsrichter Pascal Müller machte den Referee Harm Osmers auf das Vergehen von Julián Malatini an Hofmann im Strafraum aufmerksam. Erst nach dem Anschauen der Zeitlupe entschied Osmers auf den Strafstoß. Boniface verwandelte sicher. Für den lange verletzten Nigerianer war es das erste Bundesligator seit Dezember 2023.

Der Rest des Spiels wurde zum Jubellauf für Bayer. Xhakas zweiter Saisontreffer sorgte endgültig für die Erlösung und Wirtz‘ nicht unhaltbarer Weitschuss für ausgelassene Glückseligkeit. Beim zweiten Treffer von Wirtz stürmten die inzwischen aufgeputschten Bayern-Anhänger schon in Scharen aufs Spielfeld und konnten nur mit Mühe wieder zurückgedrängt werden.

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Die Dauer-Dominanz der Bayern in der Liga ist damit gebrochen. Zuletzt war der entthronte Titelverteidiger elfmal in Serie deutscher Meister. Davor hatte in Borussia Dortmund 2012 zuletzt ein anderes Team den Titel geholt.

Noch zwei Titel sind drin

In dieser Spielzeit konnten die schwächelnden Bayern Leverkusen aber nicht ansatzweise das Wasser reichen. Der Werksclub, der zuletzt 1993 mit dem DFB-Pokalsieg einen Titel geholt hatte, hat in diesem Jahr sogar noch die Aussicht auf zwei weitere Titel. Am 25. Mai steht das Pokalfinale gegen den abstiegsbedrohten Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern an und in der Europa League ist Bayer ebenfalls noch aussichtsreich im Rennen.

Meistermacher Alonso erreichte in seiner noch jungen Trainerkarriere mit der Meisterschaft den ersten Meilenstein. Der ehemalige Weltklassespieler hatte die Werkself am 5. Oktober 2022 als Tabellen-17. der Bundesliga übernommen, in der vergangenen Spielzeit schon in die Europa League geführt und in dieser Spielzeit endgültig zum Spitzenteam geformt.

Zusammen mit seinem im vergangenen Sommer ordentlich aufgemotzten Team kann Alonso auch noch etwas erreichen, was den Bayern noch nie gelang: Eine komplette Saison ohne Niederlage. Die 43 steht schon mal.

Die Saison der Superlative wäre allerdings ohne mehrere Volltreffer auf dem Transfermarkt im vergangenen Sommer so nicht möglich gewesen. Die Zugänge Xhaka vom FC Arsenal (15 Millionen Euro), Grimaldo von Benfica Lissabon (ablösefrei) und Boniface von Union Saint-Gilloise (20,5 Millionen) wurden auf Anhieb zu Leistungsträgern.

Insgesamt investierte Bayer gut 80 Millionen Euro in neue Spieler und damit bereits im dritten Jahr am Stück im zweistelligen Millionenbereich mehr, als durch Verkäufe eingenommen wurde. Eine solche Transferbilanz nach der Corona-Pandemie hätte kaum ein anderer traditioneller Verein ohne Investor oder Mutterkonzern realisieren können, ohne sich in arge Schwierigkeiten zu bringen. Deshalb gab es zuletzt auch vom Fan-Bündnis „Unsere Kurve“ leichte Kritik. Durch die 50+1-Ausnahme seien die finanziellen Voraussetzungen bei Bayer anders als bei anderen Vereinen – insbesondere im Nachgang der Corona-Pandemie.

Der Club, der angesichts des deutlichen geringen Fan-Zuspruchs und der kleineren BayArena in der Aufmerksamkeit im Rheinland stets im Schatten der größeren Clubs 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach steht, könnte sich in dieser Saison aber endgültig vom Image der grauen Maus befreien.

lwö

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