Am Montag erst fanden sie reißenden Absatz. Toni Kroos, der in die deutsche Nationalmannschaft zurückgekehrt ist, hatte sich in die Frankfurter Innenstadt begeben und ein paar neue Trikots vom Nationalteam an Passanten verteilt. Ausrüster Adidas hatte kürzlich zwei eigens für die anstehende EM entworfene Trikots gelauncht: Ein weißes – und das viel diskutierte lila-pink-farbige.
Für ein weiteres Turnier, die WM 2026, die in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet, kann Adidas sich über die Kleidung der Eliteauswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und aller anderer Teams des Verbandes Gedanken machen – dann ist Schluss.
Am Donnerstag gab der DFB bekannt, dass Nike ab 2027 bis 2034 der neue Ausrüster sein wird. Der US-Konzern, so hieß es in einer Mitteilung, „wird alle Nationalmannschaften des DFB ausrüsten und den deutschen Fußball in seiner Gänze fördern“. Wie viel Nike für die exklusive Partnerschaft obendrein zahlen wird, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall aber stellt der Ausrüsterwechsel eine Zäsur dar. Denn Adidas, die Firma mit den berühmten drei Streifen, kleidet die deutschen Nationalmannschaften seit mehr als sieben Jahrzehnten ein.
„Haben Adidas viel zu verdanken“
„Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Nike und über das in uns gesetzte Vertrauen. Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen. Klar ist aber auch: Bis Dezember 2026 werden wir uns mit aller Kraft für den gemeinsamen Erfolg mit unserem langjährigen und aktuellen Partner Adidas engagieren, dem der deutsche Fußball seit mehr als sieben Jahrzehnten sehr viel zu verdanken hat“, wurde DFB-Präsident Bernd Neuendorf in einer Mitteilung zitiert.
Die Vergabe an den künftigen Ausrüsterpartner Nike sei das Ergebnis einer transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung, ließ Dr. Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, wissen. „Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet. Der Zeitpunkt der Ausschreibung ist im Hinblick auf die Planungs- und Vorlaufzeiten üblich und war im Vorfeld mit allen relevanten Marktteilnehmern besprochen.“
Doch so harmonisch, wie in der Mitteilung des DFB suggeriert, lief es am Ende dann wohl doch nicht ab. Denn Adidas ist offenbar von dem Aus der langjährigen Partnerschaft überrascht worden. „Unser Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund läuft bis Ende 2026. Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird“, teilte ein Sprecher des Unternehmens auf WELT-Anfrage mit. Am Ende dürften die Zahlen des Angebots den Ausschlag gegeben haben.
Der Sportartikelkonzern ist im Sommer – wie schon bei der EM 2021 – Gastgeber des deutschen Teams. Spieler, Betreuer und Trainer werden am Firmensitz im Home-Ground von Herzogenaurach untergebracht sein. Drei Jahre läuft der Deal mit dem DFB nun noch, dann kommt ein historischer Einschnitt.
2006 war Nike beim DFB noch abgeblitzt. Der Konzern hatte damals dem Vernehmen nach 500 Millionen Euro für einen Deal über zehn Jahre geboten. Doch der DFB blieb seinem langjährigen Partner Adidas treu, obwohl das Angebot weitaus geringer ausgefallen sein soll. Theo Zwanziger, damals Präsident des DFB, hatte im Februar 2007 in einem Gespräch mit dem „Kicker“ bestätigt, dass Oliver Bierhoff, einst Nike-Repräsentant und zu jenem Zeitpunkt Teammanager der Nationalelf, das Nike-Angebot quasi als „Bote“ abgegeben habe.
Was den DFB und seine Sponsoren betrifft, ist derzeit noch offen, ob VW über die EM hinaus Partner des weltweit größten Sportverbandes bleibt. Die Gespräche laufen. Doch es geht, so heißt es, offenbar um Geld. Der VW-Konzern, der am 1. Januar 2019 Mercedes beim DFB abgelöst hatte, soll seither angeblich jährlich 25 Millionen Euro gezahlt haben.