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Meinung Steigende Erwerbsmigration

Eine gute Nachricht, weil Deutschland diese Menschen braucht

Redakteur Wirtschaft und Finanzen
„Die Lage ständig schlechter zu reden, als sie ist, hilft nicht weiter“, meint Jan Klauth „Die Lage ständig schlechter zu reden, als sie ist, hilft nicht weiter“, meint Jan Klauth
„Die Lage ständig schlechter zu reden, als sie ist, hilft nicht weiter“, meint Jan Klauth
Quelle: Getty Images/Moment RF/wera Rodsawang; HC Plambeck
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Die Zahl der Erwerbsmigranten, die nach Deutschland ziehen, steigt das zweite Jahr in Folge deutlich an. Das ist genau das, was die Bundesrepublik braucht, aber erst ein Anfang. Ansatzpunkte, um die Boomer-Lücke zu füllen, gibt es genug.

Dass unter dem Schlagwort Migration positive Nachrichten zu lesen sind, kam in letzter Zeit selten genug vor. Grund genug für einen optimistischen Blick: Die Zahl der Ausländer außerhalb der EU mit befristetem Aufenthaltstitel zu Arbeitszwecken – also die sogenannten Erwerbsmigranten – ist das zweite Jahr in Folge deutlich angestiegen.

68.000 Personen wurden 2023 erfasst, wie das Statistische Bundesamt schreibt. Insgesamt sind es nun 419.000. Vor allem gut ausgebildete Migranten aus Indien entdecken Deutschland zunehmend als Einwanderungsziel.

Das ist deshalb eine gute Nachricht, weil Deutschland diese Menschen braucht. 1,8 Millionen offene Stellen werden bereits jetzt gezählt, bis 2035 gehen mehr als sieben Millionen Babyboomer in Rente. Diese Lücke wird nicht annähernd durch nachrückende Generationen gefüllt.

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Allein 2023 haben etwa 300.000 Arbeitnehmer die „Rente mit 63“ in Anspruch genommen, insgesamt liegt die Zahl der neuen Altersrenten bei knapp 860.000 pro Jahr, Tendenz steigend. Die nächste alarmierende Statistik liefert das Statistische Bundesamt gleich mit: Die Zahl der Geburten ist mit 693.000 auf ein Zehnjahres-Tief gefallen.

Auch die Prognose, KI und Robotik würden bald im großen Stil rarer werdende menschliche Arbeitskraft ersetzten, ist – insofern sie denn Realität wird – nicht zu Ende gedacht. Roboter und Computerprogramme zahlen keine Steuern und Sozialabgaben, sie tragen auch nicht zum Binnenkonsum bei.

Es droht also ein Wohlstandsverlust im doppelten Sinne, das Rentensystem läuft Gefahr, noch schneller zu kippen. Umso wichtiger ist die gesteuerte Erwerbsmigration: Also das Anwerben von Menschen mit Berufsausbildung oder Studium, die hierzulande gezielt offene Stellen besetzen.

Und damit sind wir bei der schlechten Nachricht. Die Zahlen sind nicht annähernd so hoch, wie sie sein sollten. 400.000 Zuwanderer müssten jedes Jahr mehr in Arbeit kommen, als dem Markt verloren gehen, um die gigantische Lücke durch die Renteneintritte zu füllen, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vorgerechnet hat. In der Realität ist es jedoch nur ein Bruchteil.

Ganz andere Dimensionen hat hingegen die Fluchtmigration: Allein 2023 wurden 351.915 Asylanträge gezählt, dazu kommt die Fluchtbewegung aus der Ukraine. Hier läuft die Arbeitsmarktintegration schleppend.

Viele beziehen weiterhin Sozialleistungen

Der überwiegende Teil der Menschen, die Deutschland in den vergangenen Jahren aufgenommen hat, ist weiterhin von Sozialleistungen abhängig; der sogenannte Jobturbo von Arbeitsminister Hubertus Heil ist eher eine PR-Veranstaltung, konkrete Erfolge bislang kaum zu sehen.

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Dennoch geben die steigenden Zahlen bei der Erwerbsmigration Anlass zum Optimismus. Heil und Co. werden die Statistik vermutlich als Erfolgsbilanz verkaufen – dabei ist der Handlungsbedarf auf politischer Seite dringender denn je. Daten der OECD zeigen: Deutschland droht im Konkurrenzkampf um Talente aus dem Ausland das Nachsehen.

Ob Wohnungsmangel, fehlende Kinderbetreuung, die Bildungskrise, zu hohe Abgaben und Steuern auf niedrige und mittlere Einkommen und ein Behörden-Apparat, der eher im Weg steht, anstatt zu unterstützen: All das macht Deutschland unattraktiv für wirklich qualifizierte Arbeitskräfte.

Und dennoch: Die Lage ständig schlechter zu reden, als sie ist, hilft nicht weiter. Positiv-Beispiele von erfolgreicher Arbeitsmarktintegration angeworbener Migranten gibt es zahlreiche. Darüber, wie es auch außerhalb der städtischen Zentren gelingen kann, berichtete mein Kollege Jan Alexander Casper unlängst.

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Auch wenn die Ampel sich mit dem sogenannten Fachkräfteeinwanderungsgesetz rühmt: Bisher hat sie wenig erreicht, die Rahmenbedingungen für mehr gezielte Erwerbsmigration zu verbessern.

Der Reformbedarf ist riesig – und auch im Inland muss dem Arbeitskräftemangel entgegengewirkt werden. Mehr als 50.000 junge Menschen verlassen die Schule jedes Jahr ohne Abschluss, eine Karriere im Sozialsystem ist für viele programmiert. Solange die Politik dieses Problem nicht in den Griff bekommt, erübrigen sich Jubelstürme über mehr Erwerbsmigration.

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