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Deutscher KI-Preis Start-up-Preis

Im Ringen mit den Algorithmen

WELT KI-Preis Berlin 28.09.23 WELT KI-Preis Berlin 28.09.23
Architekt Matthias Zühlke (li.) und Mathematiker David Nellessen wollen mit ihrem Start-up Syte das Potenzial von Immobiliengrundstücken erschließen
Quelle: Philip Nürnberger
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Der Gewinner des „Deutschen KI-Preises“ in der Kategorie „Start-up“ heißt Syte und hilft bei der Immobiliensuche

Worum geht es

Wo überall im Alltag KI bereits Nutzen bringt, und das nicht erst seit gestern, ist kaum zu übersehen. Doch immer mehr Bereiche tun sich auf. Einer davon ist die Immobilienentwicklung. Hier engagiert sich Syte aus dem westfälischen Münster. Beim Zuschauervoting erhielt das Start-up, das 2021 die Arbeit aufnahm, die meisten Stimmen – und ist damit KI-Start-up-Preisträger 2023.

Syte haben zwei einstige Sandkastenfreunde gegründet: Der Architekt Matthias Zühlke und der Mathematiker David Nellessen verschlanken den Arbeitsprozess bei der Suche nach Immobilien. Ihre Plattform kann das Entwicklungspotenzial von Grundstücken und Häusern innerhalb von Sekunden bewerten.

Es geht um bebaubare Fläche, Wärmewert, Energiebedarf und anderes. Dabei werden Daten beschafft und analysiert, die allein zusammenzutragen, bisher Wochen in Anspruch nahm.

Bewertungen in Sekundenschnelle

Der typische Anwendungsfall von Syte: Einem Makler wird ein Grundstück angeboten, dessen Potenzial er nicht kennt. „Früher hätte man gesagt: Fahr’ da mal hin und schau es Dir an“, beschreibt Matthias Zühlke den „klassischen“ Work-flow.

Doch mit einem Lokaltermin ist es nicht getan: Stehen Gebäude auf dem Grundstück, muss deren Energiebedarf und Wärmewert ermittelt werden, es sind Bebauungsrechte zu prüfen und schlussendlich die Lage der Immobilie zu bewerten. Die Zeitersparnis ist immens: Allein beim Energiebedarf ist die Konsultation eines Energieberaters nötig. „Die sind aktuell über Monate ausgebucht.“

Syte trug die Daten von 10.000 Immobilien zusammen und trainierte damit den Algorithmus. Nun ist er in der Lage, die Güte eines Objekts einzuschätzen. Etwa 25 Millionen Datensätze sind aktuell im Bestand des Portals.

Sagt die KI auch, wie sie auf ihre Bewertung gekommen ist? „Nicht direkt“, so Zühlke. Die Gründer haben viel Mühe darauf verwandt, herauszufinden, warum die „Blackbox KI“ die eine Immobilie vorschlägt, die andere aber nicht. Man kennt das von anderen KI-Anwendungen: Es ist grundsätzlich schwierig, dem Algorithmus Gründe für sein Tun abzuringen.

Digitaler Zwilling

Die Lösung von Syte: Es gibt ein Zusatzprogramm, das in der Umgebung Immobilien mit ähnlichen Eigenschaften identifiziert. Das erleichtert die Vergleichbarkeit. In der Datenbank von Syte gibt es für jedes reale Grundstück einen „digitalen Zwilling“, dessen Eigenschaften die KI mit anderen vergleicht. „Wir haben bei der Ersteinschätzung des Potenzials eine Fehlerquote von 15 Prozent, die KI ist mitunter besser als wir selbst.“

Zühlke kam über seine ursprüngliche Tätigkeit auf die Geschäftsidee: „Als Architekt entwickelt man tolle Ansichten, am Ende fragt der Investor: Wie viel Mietfläche ist da drin?“ Die Einsicht in die Notwendigkeit, möglichst früh belastbares Wissen zu beschaffen, korrelierte mit den wachsenden Möglichkeiten: Immer mehr Geodaten sind heute frei verfügbar.

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Aber noch nicht alle: Syte gibt es bisher nur in einigen Bundesländern, weil nicht sämtliche Geodaten digitalisiert sind. „Bis April 2024 müssen alle freigegeben sein“, sagt Zühlke.

Schon jetzt hat Syte bekannte Kunden wie etwa Engel & Völkers und die Sparkasse und gewinnt mit Potenzialberechnungen viel Aufmerksamkeit: So berichtete die Plattform Anfang des Jahres, dass in Berlin allein durch Aufstockung bestehender Gebäude bis zu 8000 neue Wohnungen entstehen könnten.

Die drei anderen Nominierten

Drei weitere junge KI-Unternehmen landeten auf der Short List und erreichten in der Wertung Plätze kurz hinter Syte: Etalytics optimiert KI-basiert den Energieverbrauch von Rechenzentren – und setzt sich damit für Nachhaltigkeit ein. „KI löst Probleme, schafft aber auch ein neues: hohen Energieverbrauch“, so Gründerin Alicja Niekrawietz. Ihre KI wertet Daten von Kühlsystemen der Rechenzentren aus und hebt so „riesige Einsparpotenziale von bis zu 50 Prozent“, durch intelligente Bedarfssteuerung. Hawk AI deckt Geldwäsche und andere illegale Finanztransaktionen durch eine KI-Spürnase in der Unternehmenssoftware auf. Dabei werden Transaktionen einem Screening unterzogen und auf Auffälligkeiten untersucht. Auch lässt sich die KI zur Risikobewertung potenzieller Kunden nutzen, um die Gefahr zu minimieren, auf kriminelle Vertragspartner hereinzufallen. Hawk AI kann bereits auf einige Kunden im Bereich von Fintechs und Online-Banken verweisen.

Okeanos will Hochwasser-Daten zu Frühwarnsystemen aufarbeiten. „Ich kann zwar das Wasser nicht stoppen, aber schneller Lagebilder erstellen“, sagt Benjamin Mewes, einer der beiden Okeanos-Gründer. Damit könnte man in Zukunft Naturkatastrophen wie 2021 im Ahrtal verhindern. Ihre Expertise umfasst Effizienzsteigerung von Kläranlagen ebenso wie verbesserte Vorhersage von Starkregen-Ereignissen in Städten. Mehr als zehn Projekte mit Kommunen sowie Landes- und Bundesbehörden wurden bereits abgeschlossen. Sie alle zeigen, dass die Möglichkeiten von KI offenbar grenzenlos sind. Und dass Deutschland vorn dabei ist.

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