WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Reise
  3. Deutschland
  4. Touristenabgaben: Wo im Urlaub ärgerliche Zusatzkosten entstehen

Deutschland Touristenabgaben

Wo ärgerliche Zusatzkosten für Urlauber entstehen

Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit bürgern sich Touristenabgaben ein. Meist halten sich die Gebühren, die auf unterschiedliche Weise berechnet werden, im Rahmen. Doch manchmal kann es für Urlauber auch teuer werden. Ein Land ruderte bereits zurück.
Touristen am Trevi-Brunnen in Rom: Die Gebühren, die Besucher der Stadt bezahlen müssen, richten sich nach der Zahl der Sterne ihres Hotels Touristen am Trevi-Brunnen in Rom: Die Gebühren, die Besucher der Stadt bezahlen müssen, richten sich nach der Zahl der Sterne ihres Hotels
Touristen am Trevi-Brunnen in Rom: Die Gebühren, die Besucher der Stadt bezahlen müssen, richten sich nach der Zahl der Sterne ihres Hotels
Quelle: Getty Images/Edwin Remsberg

Touristenabgabe, Kurtaxe oder Bettensteuer – die Gebühren, die eine Kommune, Stadt oder Land ihren Besuchern noch einmal extra abknöpft, hat viele Namen. Oft handelt es sich um Abgaben, die auf der Hotelrechnung zusätzlich ausgewiesen werden. Ihre Höhe ist nicht hoch genug, um vor einem Aufenthalt abzuschrecken, aber auch nicht so niedrig, dass keiner sie spüren würde. Vor allem, weil sich die Abgabe häufig nach der Zahl der Übernachtungen richtet, können sich je nach Länge der Reise die Gebühren zu einem besseren Abendessen läppern.

Was deutsche Ferienregionen betrifft, so fallen eindeutig die Ferieninseln der Nordsee mit einem hohen Gästebeitrag pro Tag negativ auf. Einer Übersicht des Reiseportals Holidaycheck zufolge werden auf Spiekeroog fünf Euro in der Hauptsaison zwischen März und Oktober fällig. Kaum preiswerter ist es mit 4,90 Euro auf Norderney. Sylt dagegen hält sich wider Erwarten zurück. Je nach Gusto der Gemeinden schwankt hier die Touristenabgabe zwischen 3,70 bis 3,90 Euro.

Gebühren in deutschen Städten

Richtig teuer jedoch sind Besuche in den Großstädten der Republik. Oft richtet sich dort die Höhe der Abgaben nicht allein nach der Aufenthaltsdauer, sondern auch nach dem Zimmerpreis. Kostet das Hotel in Hamburg 200 Euro pro Nacht, werden vier Euro täglich erhoben. In Hannover sind es sogar sechs Euro. Danach erhöht sich in beiden Städten für jede weiteren 50 Euro die Taxe um einen Euro.

Eine andere Berechnungsmethode wenden Metropolen wie Berlin an. Hier richten sich die Abgaben anteilig nach dem Hotelpreis aus. Das macht die Gebühren aber nicht unbedingt preiswerter. Dortmund und Flensburg liegen mit einer Abgabe von 7,5 Prozent des Hotelpreises am höchsten. Berlin, Leipzig und Köln begnügen sich mit fünf Prozent des Unterkunftspreises.

Lesen Sie auch

Niedrig sind die Touristenabgaben in Bayern. In der Kurstadt Bad Tölz beträgt die entsprechende Gebühr 2,30 Euro pro Erwachsenem. Im Durchschnitt sind es in bayerischen Feriengebieten nicht mehr als zwei Euro. Und München erhebt gegenwärtig gar keine Touristengebühr. Dort streiten sich seit über zehn Jahren die Landeshauptstadt und die Regierung von Bayern um die sogenannte Übernachtungssteuer. Aus Angst vor sinkenden Besucherzahlen hat der Freistaat München die Abgabe vorerst untersagt.

An der Stadt München kann man gut ermessen, warum der Stadtkämmerer so gern die Abgabe hätte. Rund 40 Millionen Euro würde die Gebühr in die Kassen der bayerischen Hauptstadt spülen. Damit ließe sich einiges an Infrastruktur finanzieren. Denn viele Touristen verursachen viele Kosten. Zwar profitieren Hotels, Gastronomie und Reisedienstleister von den Besuchern, aber zugleich belasten diese die städtische Infrastruktur. Unter Stress stehen deswegen etwa öffentliche Verkehrsmittel, Parks und Müllabfuhr, die in erster Linie von den Einheimischen bezahlt werden.

Bettensteuer dient verschiedenen Zwecken

Nicht nur in Deutschland gehören Touristenabgaben inzwischen zum Alltag, sie werden in vielen Staaten erhoben. In Rom etwa richten sich die Gebühren nach der Zahl der Sterne eines Hotels. Zehn Euro pro Tag werden in einem Fünf-Sterne-Haus erhoben, fünf Euro in einem Hotel mit ein oder zwei Sternen. In Ägypten fällt die einmalige Touristensteuer von 25 US-Dollar gar nicht auf, weil sie oft bereits im Flugpreis enthalten ist. Auf den Balearen wiederum nennt sich die Bettensteuer „Ecotasa“ (Ökosteuer) und pendelt je nach Unterkunft zwischen ein und vier Euro pro Tag.

Bettensteuern werden nicht nur für die Verbesserung von touristischer Infrastruktur genutzt. An manchen Orten wird Geld verlangt, um Touristenströme zu lenken. So experimentiert Venedig derzeit mit einer Gebühr von fünf Euro für Tagestouristen, die die Altstadt besuchen. Sie werden immer dann gefordert, wenn die Stadt besonders viele Besucher erwartet, also an Wochenenden zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr.

Overtourism ist auch der Grund, warum Lissabon seit Beginn des Jahres von Kreuzfahrtschiffen eine Abgabe von zwei Euro pro Passagier verlangt. „Gäste der Kreuzfahrtschiffe überschwemmen die Stadt, nutzen die touristischen Angebote, sitzen in den Cafés und Restaurants, ohne jedoch viel zu konsumieren (sie haben ja an Bord all-inclusive)“, schreibt der ADAC auf seiner Website. Happiger fällt die Touristen- und Naturschutzsteuer in Neuseeland mit einmaligen 35 NZD (circa 20 Euro) aus.

Anzeige

Wie ein Land sich mit extrem hohen Tourismusgebühren schaden kann, führt Bhutan vor. Das Himalaya-Königreich würgte nach der Pandemie mit einer Erhöhung der täglichen Taxe von 65 US-Dollar auf 200 US-Dollar seine Reisebranche praktisch ab. Schätzungen zufolge halbierten sich die Besucherzahlen.

Deshalb ruderte das Land zurück und verknüpfte die „Sustainable Development Fee“ (SDF) mit der Länge des Aufenthalts. Je länger man bleibt, desto billiger wird die Kopfpauschale. Wer zum Beispiel vier Nächte bleibt, zahlt 200 US-Dollar pro Nacht und bekommt vier abgabefreie Nächte dazu. Bei sieben Nächten kommen sieben Nächte gratis hinzu.

Mit dieser drastischen Reduzierung schaffte Bhutan es, 2023 auf rund 100.000 Besucher zu kommen. Allerdings waren davon zwei Drittel indische Staatsbürger, und die benötigen kein Einreisevisum und müssen auch nur rund 13 Euro Touristensteuer pro Tag bezahlen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema