Schneller als erwartet erholt sich der Flughafen Hamburg von den Folgen der Pandemie. Nach drei verlustreichen Jahren erwirtschaftete Hamburg Airport 2023 einen Gewinn von 6,6 Millionen Euro. Das berichteten am Mittwoch der seit Jahresbeginn amtierende neue Flughafenchef Christan Kunsch und Berit Schmitz, die der Geschäftsführung des Flughafens seit dem 1. April angehört. Kunsch arbeitet bereits seit 2019 in der Geschäftsführung des Flughafens, er war im Januar Michael Eggenschwiler in der Chefposition nachgefolgt.
Zunächst hatte Hamburg Airport für 2023 einen Jahresverlust von 9,7 Millionen Euro erwartet. Dass unter dem Strich letztlich ein Gewinn stehe, habe auch mit Kostendisziplin und dem Einsparprogramm der vergangenen Jahre zu tun, sagte Kunsch. Von 2020 bis 2022 hatte Hamburg Airport insgesamt 186 Millionen Euro Verlust gemacht, hinzu kam 2020 eine Förderung von Bund und Land Hamburg in Höhe von 48 Millionen Euro, die den Verlust im ersten Pandemiejahr eingedämmt hatte. Hamburg Airport gehört zu 51 Prozent Hamburg und zu 49 Prozent dem Unternehmen AviAlliance.
Im vergangenen Jahr flogen 13,6 Millionen Menschen von und nach Hamburg, für dieses Jahr erwartet Hamburg Airport 14,3 Millionen Passagiere. Zum Vergleich: 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie, zählte der Flughafen in Fuhlsbüttel 17,3 Millionen Passagiere.
„Die Passagiere sind zurück“, sagte Kunsch – allerdings nicht in allen Segmenten gleichermaßen. Die Zahl der Privatreisenden – sei es bei Linien- oder Charterflügen – habe wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Bei den Geschäftsreisenden, speziell auf den innerdeutschen Strecken, verzeichne der Flughafen aktuell nur etwa 50 Prozent des früheren Aufkommens. Es werde wohl noch einige Jahre dauern, bis sich auch dieser Teil des Geschäfts erhole, sagte der Flughafenchef.
Neben den Luftdrehkreuzen Frankfurt und München weise Hamburgs Flughafen in Deutschland die schnellste Erholung auf, mit einem Wachstum bei den Passagierzahlen von mehr als 20 Prozent im vergangenen Jahr, sagte Kunsch. „Wir haben den Turnaround schneller als erwartet geschafft. Das gibt uns mehr Luft, um weiter in unsere Terminalanlagen und Serviceangebote zu investieren.“
Mit einem Paket von rund 80 Maßnahmen soll der Service am Hamburger Flughafen verbessert und die Infrastruktur modernisiert werden. Dafür will Hamburg Airport in den kommenden zwei bis drei Jahren 15 Millionen Euro investieren. Zu den Maßnahmen gehört die Anschaffung weiterer, hochmoderner CT-Scanner an den Sicherheitskontrollen. Sechs von 18 Kontrollspuren sind bislang mit diesen modernsten verfügbaren Geräten ausgestattet. Man wolle schnell auch die anderen zwölf Spuren damit ausrüsten. Weil der für die Sicherheitskontrollen zuständige Bund aber finanziell knapp sei, spreche man über Möglichkeiten einer Co-Finanzierung durch den Hamburg Airport, sagte Kunsch. Die Möglichkeit, per Internet an den Sicherheitskontrollen individuelle Zeiten zu reservieren, soll von Mai oder Juni an von derzeit 200 sogenannten Slots in der Stunde auf 300 in der Stunde erweitert werden.
Eine verbesserte Passagiersteuerung, mehr Wasserspender für die Reisenden, neue WC-Anlagen, mehr Geld für die Reinigung des Flughafens, neugestaltete Sitzbereiche und Spielecken für Kinder, neue Rolltreppen und Aufzüge und vieles mehr sollen, sagten Kunsch und Schmitz, den Passagieren „das Erlebnis Fliegen“ angenehmer machen. Insgesamt arbeiten rund 1740 Menschen derzeit am Hamburger Flughafen. Allein 50 zusätzliche Fachkräfte sollen dieses Jahr neu in der Gepäckabfertigung eingesetzt werden, sagte Schmitz. Allerdings mangelt es in vielen Gewerken, von der Sicherheitskontrolle bis zu den Reinigungsdiensten, weiterhin an Fachkräften.
Teils stundenlange Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen und in Hamburg gestrandetes Gepäck von Auslandsflügen, das waren in den vergangenen Jahren während und nach der Pandemie die Haupt-Ärgernisse für Flugreisende in der Hansestadt. Mit vielfältigen Maßnahmen wie etwa einer immer weiteren Automatisierung der Abläufe will Hamburg Airport diese Engpässe dauerhaft überwinden – vor allem auch zur bevorstehenden Sommer-Reisesaison. „Ich bin optimistisch, dass der Sommer dieses Jahr besser laufen wird als der Sommer 2023“, sagte Kunsch, „auch, wenn es noch nicht hundertprozentig gut laufen sollte.“